Flexible Schuleingangsphase

Die Schuleingangsphase umfasst den Lernstoff der traditionellen Klassen 1 und 2. Die Schuleingangsphase kann von den Schülerinnen und Schülern in ein, zwei oder drei Jahren durchlaufen werden.

Seit dem Schuljahr 2003/2004 werden die bisherigen ersten und zweiten Schuljahre jahrgangsübergreifend unterrichtet.

Nachfolgend finden Sie einen kurzen Überblick über das Konzept.

1. Grundlagen

Unsere Schulanfänger bringen immer unterschiedlichere Voraussetzungen mit. Die Schere der Leistungsfähigkeit in intellektuellen, musischen und motorischen Bereichen öffnet sich immer weiter. Alle Schulen des Landes versuchen seit Jahren, diesen immer unterschiedlicheren Ausgangsbedingungen mit Möglichkeiten differenzierter Unterrichtsgestaltung zu begegnen.

Der Organisationsrahmen der traditionellen Klassen 1 und 2 ging  von einer relativ homogenen Leistungsfähigkeit bei gleichem Lebensalter aus.

Wir sind der Meinung, dass der veränderten Lernausgangslage auch mit einer Veränderung der organisatorischen Rahmenbedingungen begegnet werden muss.

Wir haben die Klassen eins und zwei zu jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen umstrukturiert, die je etwa zur Hälfte aus Schülern der traditionellen Klassen eins und zwei bestehen.

Über die Anpassung der äußeren Organisation verfolgen wir mit dem Projekt die Absicht,

–         das soziale Lernen zwischen Kindern unterschiedlicher Altersstufen zu fördern. Kinder sollen voneinander lernen, sie sollen kompetent werden zu helfen und zu erklären, sich im Gegenzug aber auch helfen lassen. Jedes Kind soll in der Eingangsphase erfahren, dass es Hilfe annehmen kann. Jedes Kind, auch das eigentlich leistungsschwächere, soll aber auch erfahren, dass es „Experte“  sein kann und selbst in der Lage ist zu helfen.

–         eine individuelle Verbleibdauer in der Eingangsphase zu ermöglichen. Kinder, bei denen sich zeigt, dass sie eventuell die Leistungsfähigkeit mitbringen, die Schuleingangsphase in einem Jahr zu durchlaufen, sollen möglichst früh so gefördert werden, dass dieser Schritt gelingen kann. Kinder, die noch zusätzliche Hilfen und mehr Zeit zum Lernen benötigen, sollen die Möglichkeit erhalten, drei Jahre in der Eingangsphase zu verbleiben und die notwendigen Lernfortschritte in der für sie notwendigen Zeit zu durchlaufen. Dabei entfällt die Stigmatisierung, eine Klasse zu wiederholen. Es gibt kein „Sitzenbleiben“ und jedes Kind bleibt stets mit einem Teil seiner Lerngruppe zusammen.

–         einen kindgerechten Schulanfang zu ermöglichen. Im Anfangsunterricht erwarten wir eine schnellere Eingewöhnung der Schulanfänger in die täglichen Abläufe. Erfahrene Schülerinnen und Schüler können die Anfänger „an die Hand“ nehmen. Dabei ist eine rasche Aufnahme von Regeln, Ritualen und Abläufen möglich. Der Umgang mit den Lernmaterialien und die Arbeit in offenen Arbeitsformen kann am Modell gelernt werden.

–         vertiefte Einsichten in Lernzusammenhänge bei den erfahreneren Schülern zu erreichen. Sie sollen durch die Weitergabe von Wissen, Erfahrungen und Einsichten zu einer gefestigten Qualität ihrer eigenen Lernfortschritte gelangen.

–         individuelle Lernfortschritte in unterschiedlichen Bereichen ermöglichen. Kinder sollen den eigenen Möglichkeiten entsprechend voranschreiten. Dabei ist es denkbar, im einen Fach gegenüber den Anforderungen schon sehr weit fortzuschreiten, im anderen Fach jedoch noch grundlegende Förderungen zu erhalten.

Das Konzept wurde zunächst von der Lehrerkonferenz beschlossen. Nach ausführlichen Beratungen in der Schulpflegschaft und den jeweiligen Klassenkonferenzen, einer Information der einschulenden Eltern im Kindergarten und einer zusammenfassenden Schulpflegschaftssitzung beschloss die Schulkonferenz am 8. April 2003 die Einführung der veränderten Schuleingangsphase zum Schuljahr 2003/2004 einstimmig. Mittlerweile ist die Organisationsform der jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen als Regelfall im Schulgesetz vorgesehen.

2. Ausgangslage

Unsere Schule ist ein recht überschaubares System für alle am Schulleben beteiligten. In der Regel gibt es 2 oder 3 Eingangsklassen, in denen die Kinder des 1. und 2. Jahrgangs jahrgangsübergreifend unterrichtet werden.

Zur Zeit unterrichten 10 Lehrer*innen an unserer Schule, 5 davon als Klassenlehrerinnen.

Für alle Klassen steht je ein Klassenraum, davon vier mit Gruppenräumen, zur Verfügung.

3. Organisation der Lerngruppen/Gestaltung des Unterrichts

Es wurden im aktuellen Schuljahr drei Lerngruppen mit 20,  21 und22 Kindern gebildet. Die älteren Kinder stehen dabei den Schulanfänger als Paten zur Seite. Die Lehrerinnen und Lehrer in der Eingangsphase beraten in einer wöchentlichen Planungssitzung über Inhalte und Methoden. In vielen Bereichen des täglichen Schullebens stehen die Möglichkeiten jahrgangsübergreifenden Arbeitens außer Frage (Sport, musische Lernbereiche etc.). Hier lassen die Aufgabenfelder häufig eine Bearbeitung auf unterschiedlichen, individuellen Niveaustufen zu. Vor allen Dingen in den Fächern Mathematik und Deutsch und zum Teil im Sachunterricht erfordern die unterschiedlichen Lernausgangsbedingungen der Kinder jedoch ein differenziertes Lernangebot und eine fortwährende Diagnose der individuellen Lernstände. Neben Phasen gemeinsamen Lernens, in denen die Kinder auch untereinander von ihren Kompetenzen profitieren, stellt die individuelle, systematische Freiarbeit (nach Arbeitsplan) daher ebenfalls einen wichtigen Baustein unserer Arbeit dar.

Die regelmäßige Beobachtung der Lernfortschritte ist Grundlage für die Elternberatung und notwendig für die Entscheidung über die Verbleibdauer in der Eingangsphase.

Für die einzelnen Fächer wurden Arbeitspläne erstellt, die insbesondere die Möglichkeiten gemeinsamer Unterrichtsgestaltung aufzeigen.

4. Verbleibdauer in der Eingangsphase

 Die individuelle Verbleibdauer in der Eingangsphase (wenn sie von der Regelzeit abweicht) soll im Konsens mit den Eltern beschlossen werden.